Donnerstag, 3. März 2011

Quilotoa

Endlich, endlich, endlich schaffe ich es, euch ein bisschen von meinem Wochenende an der wunderschönen und beeindruckenden Krater-Lagune "Quilotoa" zu erzählen.
Ich muss vorweg nehmen, dass es das wohl das allerschlimmste Wochenende meines Lebens geworden wäre, wenn diese Lagune nicht das beeindruckendste und schönste wäre, was ich je in meinem Leben gesehen habe...
Fabian, Moritz, Magdalena, Lena und ich machten uns an einem kalten, trüben und regnerischen Samstag-Mittag auf den Weg nach Latacunga und von dort aus immer höher und höher in die Sierra (das Anden-Hochland). Vorbei an grünen Berghängen, Schluchten, einsamen Hütten und grasenden Lamas. Bis wir schliesslich auf ca. 4000m, mitten in den Wolken angekommen waren.
Es war noch kälter, noch nässer und noch grauer als in Quito, was uns die Aussichten auf den nächsten Tag, an dem wir die Lagune umrunden wollten, nicht besonders gut erscheinen liess.
Allerdings machte das den Abend umso gemütlicher. Unser Hostel erinnerte uns schwer an eine Almhütte. Der Kamin knisterte, es war mollig warm (zumindest im Gemeinschaftsraum) und Wanderer aus der ganzen Welt trafen sich zu einem leckeren Abendessen. So liessen wir den Abend, am Kamin sitzend und über Kinderbücher philosophierend, zufrieden und voller Vorfreude auf den nächsten Tag ausklingen.
Am Sonntag standen wir sehr früh auf, um unser Tagesziel - die Umrundung der Krater-Lagune - auch auf jeden Fall zu schaffen, bevor gegen 14 Uhr die Wolkendecke immer dichter wird und die schmalen und nicht immer einfach zu sehenden Wege zur tödlichen Falle werden.
Zwei Wochen vorher, war tatsächlich ein Jugendlicher tödlich verunglückt, was unseren Druck, möglichst schnell um den See herumzukommen, natürlich noch erhöhte.
Wir standen also möglichst früh auf - nach einer eiskalten Nacht, unter gefühlten 20 Decken, um nicht zu erfrieren.
Fabian und Moritz hatten am Abend noch versucht Feuer zu machen, was allerdings nur unser ganzes Zimmer eingeräuchert, anstatt erwärmt hat...
Unsere Erwartungen an das Wetter waren nicht besonders hoch, doch als wir morgens, dick angezogen und auf eiskaltes Wetter eingestellt aus unserem Zimmer kamen, konnten wir es gar nicht glauben. Es war strahlend blauer Himmel, nicht eine Wolke war zu sehen und sie Sonne scheinte mit ihrer typischen ecuadorianischen Intensität. Uns wurde versichert, dass es das beste Wetter seit 2 Monaten war und so konnten wir es gar nicht abwarten, endlich einen Blick auf die Lagune zu werfen und loszuwandern...
Ja ja, da war ich noch guter Dinge. Die Wanderung sollte 5 bis 6 Stunden dauern und ich dachte mir, dass das ja nicht so anstrengend werden kann, einmal um einen See zu laufen. Da hatte ich meine Rechnung aber nicht mit dem Vulkan gemacht. So ein Krater ist nämlich ein eigenes Gebirge für sich...
Der erste Blick auf "La laguna de Quilotoa" war einfach atemberaubend. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas so Schönes gesehen. Durch das wunderschöne Wetter schimmerte das Wasser türkis und strahlte eine solche Ruhe aus, dass man am liebsten gar nicht mehr weggeguckt hätte. Da wir aber noch einen weiten Weg vor uns hatten wanderten wir los und schon bald ging es hoch, hoch, hoch und der Gipfel des ersten Berges kam einfach nicht näher. Fabian und Moritz, mit mega Kondition und riesen Freude am Bergsteigen sprinteten regelrecht voraus, wohingegen Lena und ich (naja eher ich) immer wieder Pause machen mussten und immer mehr von unseren Kräften verlassen wurden. Ausserdem konnte ich genau sehen, was noch alles auf mich zu kam, nachdem ich den ersten Geipfel bezwungen hatte. Da ging es nämlich alles wieder runter und noch einmal hinauf und wieder runter und wieder rauf... sodass meine Motivation nicht gerade zunahm - da half auch die wunderschöne Aussicht sowohl auf die Lagune als auch zwischendurch auf diverse Vulkane, wie zum Beispiel den Chimborazo oder den Cotopaxi nichts. Ich quälte mich also immer weiter und weiter und zwischendurch hatte ich tatsächlich den Wunsch einfach irgendwo liegen zu bleiben und zu sterben... Aber dennoch liefen wir weiter und weiter und bald wurde aus einem drittel, schon die Hälfte des Weges und dann ein Dreiviertel. Meine Kräfte verliessen mich immer mehr, aber es war auch immer mehr das Ende in Sicht. Doch dann kamen die Wolken. Auf einmal war der Himmel - der gerade noch strahlend blau war - komplett von Wolken bedeckt, die immer tiefer und tiefer kamen. Und gerade als unser Weg in den Wolken war, hatten wir es geschafft! Wir waren plötzlich - nach 5.5 Stunden - wieder dort, wo wir losgelaufen waren... Ich war am Ende meiner Kräfte, aber dennoch wahnsinnig stolz auf mich und so glücklich unterwegs nicht gestorben zu sein! Und wie gesagt, es wäre der schlimmste Tag meines Lebens gewesen. Doch diese Naturgewalt und diese Schönheit der Natur macht mich auch im Rückblick, beim Betrachten der Fotos, immer wieder sprachlos, sodass die negativen Erfahrungen dieses Tages schon wieder fast vergessen sind!
Dieser Tag hat mir einmal mehr gezeigt, wie viel es ausmacht auf See-Level oder auf 4000m Höhe zu wandern. Auch wenn ich nicht viel Kondition habe, macht das dennoch einen gewaltigen Unterschied!

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