Mittwoch, 16. März 2011

in der selva

Nachdem mich die Zivilisation und das laute und hektische Großstadtleben wieder haben, wird es Zeit euch ein wenig (naja eher viel) über meine tollen vier Tage im ecuadorianischen Dschungel zu erzählen. Es war von der ersten bis zur letzten Minute ein durch und durch ecuadorianisches Abenteuer, welches ich niemals vergessen werde!
Es geht los…
Nach einer sehr lustigen und schaumigen Karnevalsfeier in der Schule (Fotos folgen) und einer gründlichen Dusche machte ich mich auf den Weg ins Zentrum Quitos, um mich noch in letzter Minute vernünftig für den Dschungel auszustatten. Nach dem Erwerb von drei farbenfrohen und bequemen Leinenhosen, die mich im Gegensatz zu meinen Jeans im Urwald nicht vor Hitze eingehen lassen würden, machten Susan, Anne und ich uns auf den Weg in den Süden Quitos, zum Busterminal Quitumbe. Laut Reisebüro sollten wir um 21:00 Uhr dort sein, um den Bus um 21:30 Uhr zu nehmen. Da wir jedoch nichts mehr zu tun hatten, waren wir drei schon um 17:00 Uhr dort – und in diesem Moment fing auch das Abenteuer beziehungsweise das Chaos an…
In ganz Ecuador gab es vier Tage lang Karnevals-Ferien, was gefühlt jeden einzelnen Quiteño an die Küste oder in den Oriente zog - hauptsache raus aus dem grauen, kalten und verregneten Quito. Dementsprechend voll von Menschen war auch das Busterminal, welches eher an einen Jahrmarkt als an einen Busbahnhof erinnerte. Man versuchte noch irgendwie Tickets zu ergattern, es wurde auf Busse gewartet und es wurden Ausweichpläne geschmiedet, da es längst nicht genug Bustickets für alle Reisenden gab.
Susan, Anne und ich waren jedoch ganz entspannt, da unsere Tickets ja schon im Voraus von unserem Reisebüro reserviert wurden, welche wir einfach nur noch abholen mussten. Eigentlich.
Voller Vorfreude und gutgelaunt stellten wir uns in die Schlange von unserem Ticketschalter. Dort wurde uns sogleich versichert, dass es für 21:30 Uhr keine Tickets mehr gäbe. Da wir jedoch in den Tagen zuvor des Öfteren die Erfahrung gemacht hatten, niemals blind auf die Aussagen von Ecuadorianern zu vertrauen und da wir ja immer noch unsere Ticketreservierungen von unserem ecuadorianischen (!!!) Reisebüro in den Händen hielten, ließen wir uns davon nicht beirren und warteten bis wir den Anfang der Schlange erreicht hatten.
Und damit war es offiziell: ES GAB KEINE TICKETS MEHR FÜR 21:30 UHR! Unser nettes Reisebüro hatte vergessen, unsere Tickets zu reservieren… Wer hätte das gedacht?
Wir sahen unsere vielversprechende Dschungel-Tour also schon den Bach runtergehen. Doch Wunder über Wunder und nach einem Telefonat mit unserem Reisebüro, gab es noch ein paar Resttickets für 19:00 Uhr. Ohne zu zögern und ohne daran zu denken, dass wir am nächsten Tag um 04:00 Uhr in Cuyabeno ankommen würden, schlugen wir zu und unsere Reise war gerettet – VORERST!
Jetzt ging das herumtelefonieren los. Wir mussten Lena und Konstantin erreichen, die ebenfalls mitkommen wollten und wir mussten im Reisebüro anrufen, um sicherzustellen, dass wir morgens um 04:00 Uhr in der Pampa von Cuyabeno abgeholt werden würden, um in den tiefen Dschungel gebracht zu werden.
So weit so gut – noch gingen wir davon aus, dass alles funktionieren würde und wir einfach um 19:00 Uhr in den Bus einsteigen und um 04:00 Uhr wieder aussteigen könnten. Da hatten wir unsere Rechnung aber nicht mit der sehr unecuadorianischen Pünktlichkeit unseres Busfahrers und der schon sehr ecuadorianischen und damit unpünktlichen Lena gemacht. (Die Hoffnung, dass Konstantin noch rechtzeitig zum Bus kommen würde, hatten wir schon aufgegeben!)
Es war nun also 18:50 Uhr. Susan und Anne saßen bereits im Bus, ich stand – kurz vor der Verzweiflung – noch in der Wartehalle des Terminals, mit meinem und Lenas Ticket in der Hand, Lena saß im Taxi Richtung Quitumbe und dieses Taxi stand im STAU!
Alle vier standen wir im ständigen Telefonkontakt – am Ende mit den Nerven – und dann war es 19:00 Uhr. Lena, am Telefon, versicherte mit immer wieder, dass der Bus – ganz ecuadorianisch – niemals vor 19:15 Uhr abfahren würde. Susan, ebenfalls am Telefon und nur 30 Sekunden später, schrie nur noch: „Run, run, run, run, ruuuuuun!“ Punkt 19:00 Uhr hatte der Busfahrer den Motor gestartet!
Ich rannte also los – hinterließ Lenas Ticket am Eingang, mit den Worten: „Da kommt gleich ein Mädchen…!“ (eine sehr präzise Angabe wie ich finde) und schaffte es tatsächlich noch, den Bus rechtzeitig zu erwischen. Doch Lena war nicht da!!!
Der Bus war schon auf dem Weg aus dem Terminal heraus, irgendwo in diesem riesigen Busbahnhof, zwischen zig Bussen, war Lena… Alle Passagiere im Bus hielten zusammen mit Susan, Anne und mir nach ihr Ausschau. Doch wir sahen sie einfach nicht! Plötzlich machte mich eine weitere Passagierin jedoch darauf aufmerksam, dass da gerade eine „extranjera“ (Ausländerin) angerannt käme – und tatsächlich stand Lena mit einem Mal da. Mitten vor dem Bus und völlig außer Atem. Doch ENDLICH konnte es losgehen und wir vier hatten neun lange Stunden Busfahrt Zeit, um uns von dem Stress zu erholen.
Tag 1
Das schafften wir auch ganz gut. Bis um 02:00 Uhr morgens ein „sehr freundlich“ wirkender, mit Maschinengewehr bewaffneter Soldat in den Bus einstieg und alle Ausländer – also uns vier – dazu aufforderte, bitte auszusteigen. Laut ihm befanden wir uns an der kolumbianischen Grenze und aus diesem Grund gab es eine Passkontrolle. (Never trust an ecuadorian!)
Kolumbien??!! 02:00 Uhr nachts, schwer bewaffnete ecuadorianische Soldaten, Kolumbianisches Grenzgebiet, welches eindeutig nicht gerade ungefährlich ist… Ich muss sagen, dass ich mich schon einmal wohler gefühlt habe.
Dazu kam noch, dass weder Lena noch ich unseren Reisepass dabei hatten. Laut Reisebüro reichte schon unser „Censo“ (ecuadorianischer Perso), was der Grenzbeamte allerdings nicht ganz so sah. Zum Glück konnten wir uns, dank unserer mittlerweile sehr guten Spanisch-Kenntnisse, schnell aus der ganzen Geschichte rausreden. Und somit konnte unsere – wie immer wahnsinnig angenehme und schlafreiche – Busfahrt weitergehen.
(Gegen Ende unserer Reise stellte sich dann auch heraus, dass es nicht die kolumbianische Grenze war, an der wir kontrolliert wurden, sondern nur eine „Kontrollstation“ um Drogenschmuggel etc. zu verhindern. Warum allerdings nur wir vier Ausländerinnen und niemand sonst aus unserem mit Ecuadorianern überfüllten Bus kontrolliert wurde, haben wir bis jetzt nicht verstanden…)
Um 04:30 Uhr kamen wir dann auch endlich und ohne weitere Zwischenfälle, in Cuyabeno an.
Ich beschreibe kurz das Szenario: zwei unbewohnte Häuser, eine Straße, eine Brücke, ein Fluss, eine Straßenlaterne, tausende unfreundliche Insekten und kein Guide, der uns abholen wollte. Das Reisebüro hatte also nicht angerufen damit uns jemand abholt – Never trust an ecuadorian!
Uns blieb also nichts anderes übrig als zu warten. Lena und ich machten es uns auf sehr gemütlich aussehenden Steintreppen bequem, um ein wenig zu schlafen und Anne und Susan erkundeten die Umgebung, bis wir endlich – um 07:00 Uhr – von unserem Guide (der übrigens nur 30 Sekunden von uns entfernt geschlafen hatte, was wir jedoch aufgrund der undurchdringlichen Dunkelheit die uns umgab, nicht gesehen hatten) mit dem Motor-Kanu ins Camp gebracht wurden.
Von den harten Steintreppen wurden wir also direkt ins Paradies, mit leckerem Frühstück und wahnsinnig bequemen Betten gebracht!
Nach einem kurzen Nickerchen, einer angenehmen, kühlen Dusche und einem leckeren Frühstück, konnte das Abenteuer „Dschungel“ dann ENDLICH wirklich losgehen.
Konstantin war inzwischen auch im Camp angekommen. Unter sehr mysteriösen Umständen hatte er einen Bus um 22:00 Uhr genommen, wurde weder an der „kolumbianischen Grenze“ kontrolliert, noch hatte er 2 ½ Stunden warten müssen, um abgeholt zu werden. Naja, wie gesagt, ich befinde mich hier in Ecuador!
Mit dem Motor-Kanu ging es immer und immer weiter auf dem kleinen Fluss mitten durch den Dschungel im Cuyabeno-Nationalpark. Wir waren umgeben von GRÜN, in allen Formen und Farbnuancen die man sich nur vorstellen kann. Die riesigen Bäume wuchsen quer über den Fluss, auf ihnen wuchsen weitere große und kleine Pflanzen und Lianen hingen herab, bis auf die Wasseroberfläche. Wir alle waren sprachlos von der Schönheit dieser Natur und von der Vielfalt der Tiere, die wir beobachten konnten. Da waren leuchtend blaue Schmetterlinge, so groß wie eine Hand von mir, die um unser Boot herumflatterten, immer wieder tauchten Affen in den Bäumen auf, die sich von Ast zu Ast schwangen. Wir sahen ein Pärchen von Schildkröten, die sich von ihrem Baumstamm sofort ins Wasser plumsen ließen, als wir vorbeikamen. Auch die zwei Kaimane, die sich am Ufer sonnten, schienen unsere Anwesenheit nicht sonderlich zu mögen (kein Wunder, da sich kaum Touristen in dieses Gebiet der ecuadorianischen Selva verirren). Nicht zu vergessen ist die große Anzahl verschiedener Vogelarten, die wir im Laufe des Tages sehen und hören konnten. Unter anderem einen großen und bunten Toucán und die von uns – aufgrund ihrer sehr fragwürdigen Verhaltensweise – sogenannten „suicide birds“. Sobald wir vorbeikamen stürzten sie sich kopfüber ins Wasser und, egal wie lange wir warteten, sie tauchten einfach nicht mehr auf.
Nach zweieinhalbstündiger Bootsfahrt kamen wir dann bei unserem eigentlichen Ziel an – der größten Lagune im Cuyabeno-Park. Und tatsächlich: sie ist riesengroß und wunderschön. Nachdem wir stundenlang durch wuchernden Urwald gefahren waren, öffnete sich vor uns plötzlich eine riesige und weitläufige Lichtung und gab die Lagune frei. Jedoch ist dieses Gewässer ziemlich heimtückisch. Trotz der fast unerträglichen Hitze konnten wir dort nicht baden gehen, da wir ungern von dem bis zu drei Meter langen „pez eléctrico“ (Zitteraal) umgebracht werden wollten. Trotzdem strahlte diese Lagune eine unglaubliche Ruhe und Einsamkeit aus, die uns alle in eine zufriedene und entspannte Stimmung versetzte.
Unsere Bootsfahrt ging weiter den Fluss hinauf zum Dorf einer indigenen Gemeinschaft. Dort begrüßte uns sofort das kleine Äffchen des Dorfältesten. Er kletterte auf uns herum uns machte es sich auf hauptsächlich Konstantins Schultern bequem.
Mich konnte er – aus welchem Grund auch immer – nicht besonders leiden. So fing er jedes Mal, wenn er wieder auf mich gesprungen war, sofort an mich zu beißen. Und das kann ich jetzt mit Bestimmtheit sagen: von einem Affen gebissen zu werden ist wirklich nicht angenehm.
Anschließend trafen wir auf den Dorfältesten. Und „alt“ ist hier wörtlich zu nehmen. Er ist schon über hundert Jahre alt und was mich an ihm besonders beeindruckt hat, war, dass er mehr Kraft, Energie und Ausdauer hat als ich, obwohl er mindestens vier Mal so alt ist! Zusammen gingen wir Yucca ( = Maniok) ernten und machten ein unglaublich leckeres und vor allem einfaches „pan de yucca“ daraus. Wir bekamen einen kleinen Einblick in ihre sehr einfache, ursprüngliche und naturbezogene Art zu leben, was mir eine, für mich noch völlig unbekannte Seite Ecuadors zeigte.
Unsere Rückfahrt zum Camp (mittlerweile war es dunkel geworden) - durch die unheimliche Finsternis des Dschungels, mit all den Geräuschen von unbekannten Tieren – wurde von mindestens einem Dutzend Fledermäuse begleitet…
Wir waren froh, nach diesem langen Tag wieder zurück im Camp zu sein und krochen todmüde unter unsere Moskitonetze und schliefen sofort ein.
Tag 2
Auch der zweite Tag in der Selva fing mit einem sehr leckeren Frühstück an und ging sehr entspannt weiter. Wir machten es uns in den Hängematten bequem und genossen das angenehme warme Klima und ließen es uns gut gehen.
Kein Stress, keine Hektik, weit weg von Quito, den Abgasen, dem Straßen- und Flugzeuglärm, inmitten wunderschöner Natur – was will man mehr?
Doch das Abenteuer ging weiter – der nächste Programmpunkt hieß: Wir gehen Piranhas angeln! Also machten wir uns mit Angeln und fleischigen Ködern bewaffnet auf die Jagd. Im Kanu fuhren wir an die richtige Stelle und schmissen die Angelschnüre ins Wasser. Dann hieß es warten… Schnell war unser Boot umringt von den netten „Piratenfischen“ (Übersetzung aus dem Dänischen), was wir daran merkten, dass die Köder immer wieder angeknabbert wurden. Die Piranhas fraßen sehr schlau um den Haken herum, aber anbeißen wollten sie nicht so recht. Doch nach einiger Zeit zog Diego – unser Guide – einen Fisch aus dem Wasser. Ein kleines Exemplar der so gefürchteten „Killerfische“ aus dem Amazonas. Und ich muss sagen, die sehen genauso aus wie alle anderen Fische auch. Allerdings würde kein anderer Fisch ein Holzstöckchen durchbeißen, wenn man es ihm hinhält… Piranhas sind aber tatsächlich relativ ungefährlich, wenn man nicht gerade mit einer blutenden Wunde zusammen mit ihnen schwimmen geht!
Auch Lena hatte Glück. Nur 30 Sekunden nachdem sie Konstantins Angel übernommen hatte, biss ein Fisch an.
Das Geschrei war ziemlich groß – bei Lena aus Schreck, dass sie einen Fisch an der Angel hatte, bei mir aus Angst, dass mir gleich ein Piranha in Gesicht geschleudert werden könnte…
Da die Fische, die wir aus dem Wasser gezogen hatten nur sehr klein waren, warfen wir sie wieder zurück ins Wasser und sie endeten nicht als unser Abendessen. Schade eigentlich – ich hätte gerne einmal Piranha gegessen!
Unser Tag endete mit einer Nachtwanderung durch den Urwald. In völliger Dunkelheit und nur mit einer Taschenlampe bewaffnet, bahnten wir uns einen Weg durch Büsche und Sträucher. Diego machte uns auf ein paar Insekten und Spinnen aufmerksam und erzählte uns vom „bush master“, einer bis zu drei Meter langen und sehr gefährlichen Schlange, die dem Licht folgt. Dementsprechend froh war ich, als wir wieder zurück im Camp waren.
Schon als Kind habe ich Nachtwanderungen gehasst und jetzt, zwischen gefährlichen, unbekannten und ekeligen Tieren, finde ich das immer noch nicht so toll…
Zurück im Camp bot sich uns der schönste Sternenhimmel den ich je gesehen habe. Abseits von jeder Zivilisation, fern von großen, hellen Städten, sind die Sterne nicht nur kleine Punkte am Himmel. Sie sind groß und leuchten wahnsinnig hell – einfach nur schön!
Tag 3
Am dritten Tag ging es wieder zu Fuß durch den Dschungel – doch diesmal bei Tageslicht, was mir eindeutig sympathischer war. Ausgestattet mit – zum größten Teil (arme Anne) – dichten Gummistiefeln marschierten wir los. Es stellte sich schnell heraus, dass diese von großem Nutzen waren. Durch nächtliche, sehr starke Regenfälle, war der ganze Weg ein einziges Matschfeld. Wir hatten nicht wirklich Augen für unsere Umgebung und die Tiere, die sich dort befanden. Wir waren zu sehr damit beschäftigt, uns Schritt für Schritt durch den Matsch zu kämpfen – was allerdings nicht heißt, dass es nicht lustig gewesen wäre. Wir steckten teilweise knietief im Sumpf, der Schlamm lief von oben in die Stiefel und die Stiefel blieben im Schlamm stecken. So gab Susan nach einiger Zeit auf, als sie ihre Stiefel mal wieder nicht aus dem Schlamm herausbekam. Sie schlüpfte aus den Stiefeln heraus, lief ein Stück auf Socken weiter und zog dann die Stiefel mit den Händen heraus.
Dennoch: der Urwald ist schon wirklich faszinierend. Abgesehen von unserem Schlammbad haben wir so viel Schönes dort gesehen! Blüten, wie eine Spirale aufgedrehte Baumstämme, riesige Blätter, Pflanzen die auf anderen Pflanzen wachsen und natürlich hunderte von Tierarten und noch vieles mehr. Atemberaubend!
In der Nacht ging es wieder in den Wald – diesmal nur ein kleines Stück. Jorge – ein zweiter Guide – wollte uns unbedingt riesige Tarantulas zeigen! Also war ich diesmal nicht nur mit meiner Taschenlampe, sondern auch mit meiner Kamera ausgestattet, als wir losgingen. Nach ca. 5 Minuten Fußweg fanden wir die ersten beiden Spinnen. Handgroß und nicht ganz so haarig, wie ich mir das vorher gedacht hatte.
Normalerweise wäre ich jetzt schreiend davon gelaufen. Doch diesmal war ich einfach nur fasziniert und darauf erpicht, tolle Fotos zu machen.
Nur 10 Meter weiter fanden wir die nächste riesige Tarantula. Diesmal eine sehr haarige. Erschrocken von unserem Licht hatte sie sich jedoch fast vollständig in ihr Loch verkrochen. Also schalteten wir die Taschenlampen aus und warteten. Das war jetzt schon sehr viel unheimlicher. Wir standen regungslos dar, es war stockfinster und wir warteten darauf, dass die riesige Vogelspinne, nur einen Meter von uns entfernt, aus ihrem Loch herauskommt… aber wir hatten Glück. Nach ca. 10 Minuten und gefühlten zwei Stunden kam sie heraus und ich konnte tolle, beeindruckende und auch ein wenig beängstigende Fotos schießen. Viel Spaß beim angucken!
Jorge versicherte mir übrigens, dass diese Spinnen absolut ungefährlich für Menschen sind. Allerdings ist er Ecuadorianer und wir haben ja gelernt: „Never trust an ecuadorian!“
Tag 4
Der vierte und letzte Tag unseres Dschungel-Abenteuers war wieder (zumindest solange wir noch im Camp waren) sehr entspannt. Wir relaxten in den Hängematten und versuchten und noch einmal im Piranha-Fischen – wieder ohne Erfolg. Stattdessen gerieten wir auf dem Rückweg in einen fürchterlichen Regen. Innerhalb weniger Minuten war alles nass und der Wasserpegel im Boot stieg bedrohlich schnell an. Vorsorglich hatten wir Regen-Ponchos mitgenommen und von daher war das Ganze wirklich sehr lustig. Naja nur so lange bis mir auffiel, dass mein Poncho nicht dicht war. Somit machte ich mir den restlichen Weg nur noch Sorgen um meine Kamera… Doch umgezogen, im Trockenen, entspannt in den Hängematten liegend, war der Mittag tatsächlich sehr gemütlich. Und so ließen wir unsere wunderschöne Zeit im Dschungel, die – wenn es nach uns gegangen wäre – niemals zu Ende gegangen wäre, ausklingen.
Doch noch waren wir nicht zurück in Quito – so relaxed wir noch im Dschungel waren, so unrelaxed, ungemütlich und – wer hätte das gedacht – stressig war die Rückfahrt.
Es fing damit an, dass wir in einem, aufgrund des Endes der Ferien, völlig überfüllten Bus nach Lago Agrio fahren mussten. Der nette Busfahrer überließ uns freundlicherweise sein „Bett“ und so SAßEN wir zwei Stunden lang zusammengequetscht und ohne jeglichen Platz für unsere Beine im Bus und hofften nur schnell anzukommen. Aber immerhin saßen wir! Angekommen in Lago Agrio – einer laut vielen Ecuadorianern sehr gefährliche Stadt, aufgrund von Drogen- und Menschenhandel, da nah an der kolumbianischen Grenze – wurde uns schnell klar, dass es schwer werden würde, fünf Tickets zurück nach Quito zu bekommen. Im Bus-Terminal fragten wir bei vier Busunternehmen nach Tickets, doch ohne Erfolg – nicht ein einziges Ticket war verfügbar. Wir stellten und schon auf eine Nacht in dem sehr „sympathischen“ Städtchen Lago Agrio ein. Doch dann bemerkte unsere „Retterin“ Anne den Schalter eines fünften Busunternehmens, den wir aus irgendeinem Grund übersehen hatten. Ohne große Hoffnung fragte sie nach Tickets und tatsächlich: die Frau am Schalter konnte uns die letzten fünf Tickets zurück nach Quito verkaufen.
Wir konnten es gar nicht glauben. Anne dachte sogar, dass sie die Verkäuferin missverstanden hatte. Doch es war kein Missverständnis!
2 Minuten später hielten wir fünf Bustickets in den Händen. Und nach kurzer Wartezeit, setzte sich der Bus Richtung „Heimat“ in Bewegung… doch der schlimmste Teil unseres Rückwegs lag noch vor uns.
Zuerst einmal verlor ich beim Schnick-Schnack-Schnuck spielen und musste somit in der letzten Sitzreihe, welche aus drei Sitzen bestand, in der Mitte zwischen Lena und Konstantin sitzen.
Super Aussichten auf ein wenig Schlaf während einer 7-stündigen Busfahrt, die ganze Nacht hindurch.
Doch an Schlaf war so oder so nicht zu denken. Etwa alle 1,5 Stunden mussten alle Passagiere mit all ihrem Gepäck aussteigen um durchsucht zu werden. Jedoch nicht nach Drogen, sondern nach exotischen Tieren. Anscheinend lassen viele Touristen – sowohl ausländische als auch ecuadorianische – lebende Souvenirs aus dem Dschungel mitgehen, was momentan sehr streng kontrolliert wird.
Ich würde sagen, dass dies die schlimmste Busfahrt war, die ich je machen musste.
Todmüde und zu nichts mehr zu gebrauchen, kamen wir alle um 04:30 Uhr in Quitumbe an. Von dort lagen noch weitere zwei Stunden Busfahrt in den Norden Quitos vor uns. Doch was dann noch vor uns lag, war eindeutig wesentlich anstrengender: ein ganzer, langer Schultag, mit 120 aufgedrehten Schulkindern.

Mal abgesehen von den Busfahrten hatte ich eine wunderschöne Zeit in Dschungel. Mit Lena, Konstantin und meinen beiden Lieblings-Däninnen Susan und Anne. Doch leider ist ihre Zeit in Ecuador schon fast vorbei, was mich sehr traurig macht. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander und die Arbeit hat mit ihnen zusammen sehr viel mehr Spaß gemacht.
DANKE FÜR DIE SCHÖNE ZEIT MIT EUCH UND BIS BALD IN DÄNEMARK!

I had a really great time in the jungle. With Lena, Konstantin and my two favorite danish girls Susan and Anne. But unfortunately their time here in Ecuador is almost over, which makes me very sad. We had a lot of fun together and working with them was so much more fun.
THANK YOU FOR THE WONDERFUL TIME WITH YOU AND SEE YOU SOON IN DENMARK! …du griner!

4 Kommentare:

  1. Liebe Julika !
    Es hat sich absolut gelohnt, dass Du den Bericht so lange gelassen hast! Denn es sind ja gerade die kleinen Details, die alles so lebendig machen. Zusammen mit den Bildern wird es für uns hier so richtig nah.
    Geniesse die letzte Zeit mit Deinen neuen Freundsinnen, bevor sie wieder losmüssen!
    Alles Liebe, Rolf

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  2. Ich kann echt nur sagen, dass ich dich bewundere wäre wahrscheinlich ausgeflippt im Djungel (wie wird das eigentlich geschrieben? so: Djungel oder so: Dschungel?)=) Genieß die zeit, hab dich lieb! amelie

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  3. Das liest sich ja wirklich spannend und du nimmst uns so wirklich ein bisschen mit in die weite und fremde Welt, den Urwald. Mut hast du schon, das gefällt mir, und dein Mut öffnet dir wahrlich neue Räume. Aber gut, wenn dann alles auch gut ausgeht. Herzlichst MAMA

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  4. Que aventuras tan bonitas estas viviendo , disfruta de todo .What do you mean never trust a ecuadorian ? You can always trust me .

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