Samstag, 15. Januar 2011

mein ecuadorianisches Weihnachten

Nun ist sie schon wieder drei Wochen vorbei die Weihnachtszeit – die schwerste Zeit meines Jahre weit weg von Familie und Freunden. Ich muss jedoch zugeben, dass sie gar nicht so schwer war, wie ich es zu Anfang befürchtet hatte. Ich hatte ein paar wunderschöne Tage, die mir einmal mehr gezeigt haben, wie wohl ich mich hier fühle und dass ich hier richtig bin. Die Weihnachtsfeierei fing für mich schon am 19. Dezember an, als wir zusammen mit allen VASE-Freiwilligen im „Camp Hope“, einem Projekt mit 84 behinderten und nichtbehinderten Kindern, das „evento navideño“ veranstaltet haben. Nach wochenlangen Vorbereitungen haben wir einen wunderschönen Tag mit den Kindern verbracht, an dem wir gebastelt, gesungen, Märchen erzählt und 30kg Plätzchenteig zu hunderten bunten und sehr leckeren Weihnachtsplätzchen verarbeitet haben. Danach folge der Höhepunkt des Tages – unser Weihnachts-Theaterstück. Mit Hilfe der Kinder konnten der Weihnachtsmann und seine Weihnachtswichtel die Rentiere zurückerobern, die die böse, schwarze Gestalt zuvor gestohlen hatte, um Weihnachten zu verhindern. Es war wahnsinnig schön, das Strahlen in den Kinderaugen zu sehen und somit haben wir genau das erreicht, was wir wollten – Kindern, denen es nicht gut geht und die auch an Weihnachten nicht viel zu lachen haben, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Am 22. Dezember ging die Weihnachtsfeierei dann im Projekt weiter. Alle Kinder kamen als Tiere, Hirten, Engel, Maria oder Josef verkleidet in die Schule und strahlten diese aufgeregte Vorfreude aus, die auch für mich als Kind, jedes Weihnachten zu etwas ganz Besonderem gemacht hat. Weihnachtslieder singend zogen wir dann ein weiteres Mal durch die Straßen von „La Planada“ und hörten immer wieder ein Stück der Weihnachtsgeschichte. So etwas sollte auch in Deutschland Tradition sein. Wir hatten alle viel Spaß und somit machte dieser Umzug den letzten Schultag vor den lange herbeigesehnten Weihnachtsferien zu etwas wirklich Unvergesslichem. Natürlich war auch der Weihnachtsmann da, der jedem Kind (und auch jedem Lehrer) eine große Tüte Süßigkeiten mitgebracht hatte. Anschließend war die Schule innerhalb kürzester Zeit wie ausgestorben – die Kinder konnten es gar nicht abwarten in die Ferien zu kommen. Und damit fing mein eigentliches Highlight des Tages erst an – unsere Lehrer-Weihnachtsfeier. Bei strahlendem Sonnenschein und wunderbar angenehmen Sommertemperaturen wurde auf einem improvisierten Grill, mitten auf dem Schulhof, ein köstliches Festmahl zubereitet. Allerdings erst nachdem wir es endlich geschafft hatten, den Grill anzuzünden. Vier verschiedene Lehrer versuchten gefühlte Ewigkeiten, den Grill mit Dingen wie Kerzenwachs, Plastiktüten und Lack anzuzünden – natürlich vergeblich. Dirk und ich wurden mit unserem Vorschlag, es doch einfach mal mit Papier zu versuchen, erfolgreich ignoriert. Jedoch nur so lange, bis wir klarstellen konnten, dass es vielleicht eher ungesund ist, das Feuer mit Lack anzuzünden und anschließend Würstchen darüber zu braten. Ich muss sagen, es waren alle schwer beeindruckt, wie schnell wir es geschafft haben, das Feuer anzuzünden. Wir machten es uns auf der Wiese gemütlich und genossen das leckere Essen: Kartoffeln mit Käsesoße, Salat und Choclos – und was natürlich (für alle anderen) nicht fehlen durfte: kiloweise Fleisch. Wir sind ja hier schließlich in Ecuador. Wir hatten alle sehr viel Spaß zusammen und haben sehr viel gelacht. Generell ist es so, dass mein Kollegium mittlerweile zu meiner zweiten Familie geworden ist. Sie sind alle so lieb und vor allem unglaublich lustig. Nirgendwo kann ich so viel lachen wie bei der Arbeit! Außerdem haben wir noch „amigo secreto“ (heimlicher Freund) gespielt – wir haben also „gewichtelt“ – und die liebe Patty hat mir eine wunderschöne Tasche geschenkt. Meine Taschensammlung wird immer größer, aber da kann ich leider nichts machen – nirgendwo kann man so schöne, billige und auch qualitativ hochwertige Taschen kaufen wie in Ecuador, da ist es wirklich sehr schwer zu widerstehen. Und dann war der 24. Dezember da – der Tag vor dem ich ehrlich gesagt schon ein wenig Angst hatte, da ich einfach keine Ahnung hatte, was an diesem Tag passieren würde. Im Gegensatz dazu wusste ich leider genau, wie in Deutschland, bei meiner Familie, Weihnachten gefeiert wird und hätte in dem Moment alles dafür getan, um für einen Abend wieder in Deutschland zu sein. Allerdings nur so lange, bis Weihnachten bzw. Heilig Abend hier in Ecuador anfing. Spät abends fuhren zu meinen Gast-Großeltern, wo es ein leckeres Essen gab. Anschließend wurde gespielt und gequatscht, bis es 24:00 Uhr war. Dann gab es Bescherung im Kreise der Familie. Hauptsächlich für die Kinder, aber auch ich wurde beschenkt. Ratet mal was ich bekommen habe? Eine Tasche! Es waren wirklich wunderschöne Tage an denen ich mich rundum wohl und vor allem dazugehörig gefühlt habe. Dieses Gefühl hat mir hier bis jetzt sehr oft gefehlt – hauptsächlich in meiner Familie. Doch jetzt weiß ich, dass ich dazu gehöre. Das macht mich wahnsinnig glücklich und gibt mir Kraft für die kommenden acht Monate im Jahr 2011.

2 Kommentare:

  1. Meine liebe Julika,
    es ist wunderschön, diesen neuen Bericht von dir zu lesen. Auch wenn wir ja schon einiges von deinem Weihnachten erfahren haben, so entdecken wir doch darin Einzelheiten, die wir noch nicht kennen. Es ist wunderbar, zu lesen, was dir selbst wichtig ist, worauf es dir ankommt und vor allem, was dich glücklich macht. Und es macht uns unendlich froh, dich glücklich zu wissen. Die nächsten 2 Drittel deiner Zeit schaffst du sicher viel befreiter und leichter als das erste Drittel und wir wünschen dir noch ganz viel von dem Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
    In Liebe Deine MAMA

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  2. Hola Julika :
    Que bueno que tuviste una bonita y alegre navidad, disfruta de todas tus experiencias , ya veras como el tiempo vuela ... y eataras de regreso en Alemania , con tu familia y toda la gente que te quiere .

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