Dienstag, 12. Oktober 2010

von Kolibris, Schmetterlingen und Superman

So langsam wird es mal Zeit, dass ich euch von meinem wunderschoenen Wochenende in Mindo berichte. Auch wenn es schon wieder ueber zwei Wochen her ist, dass Lena, Dirk und ich uns dazu entschieden haben, unser Wochenende im ecuadoriansichen Nebelwald zu verbringen, ist es doch nie zu spaet, euch an meinem Erlebnissen teilhaben zu lassen.
Nachdem unser eigentlich geplanter Trip nach Baños, mit fast allen anderen Freiwilligen, ausgefallen ist, stand Lena und mir ein weiteres Wochenende bei unseren Gastfamilien in Quito bevor. Nicht dass das schlimm gewesen waere, doch so wirklich spannend gestalten sich diese Wochenenden in der Regel nicht und dem musste dringend Abhilfe geschafft werden. Und dafuer ist nichts besser, als mal ein paar Tage rauszukommen und etwas Neues zu sehen. Mindo bietet sich dafuer geradezu perfekt an. Das kleine Oertchen ist ca. 2 Std. Busfahrt von Quito entfernt und liegt mitten im Nebelwald - ein Kontrastprogramm zur grossen, lauten, grauen und doch leider sehr versmogten Hauptstadt ist also garantiert.
So entschieden wir am Freitag Nachmittag, am Samstag Morgen nach Mindo zu fahren. Schon allein der Gedanke an frische Luft, den gruenen Urwald und Abwechslung verbreitete gute Laune!
An diesem Wochenende stellten wir uns nicht nur einmal die Frage, ob wir uns tatsaechlich noch in Ecuador befinden, oder ob wir nicht doch unbemerkt in einem anderen Land gelandet waren. Wir drei hatten uns schon so an unsere Umgebung hier im riesengrossen Quito gewoehnt, dass uns das Gruen des Urwalds, die Frische der Luft und die Winzigkeit Mindos fast unwirklich vorkam!
Da wir ja (noch) keine Ecuadorianer sind, trafen wir uns (Dirk, der auch wenig Lust auf ein weiteres, unspektakulaeres Wochenende in Quito hatte, schloss sich uns ebenfalls an) dann auch wirklich am Samstag um 8:15 am Bus-Terminal "La Ofelia" um, bepackt mit viel Vorfreude und Sommerklamotten - die wir in Quito eher weniger gebrauchen koennen - in den Bus Richtung Mindo einzusteigen.
Angekommen im wirklich winzigen Doerfchen Mindo (laut unserer Karte sollte sich im Zentrum der "Parque Central" befinden, den wir jedoch nicht finden konnten - naja zumindest identifizierten wir die kleine Gruenflaeche an dem kleinen Straesschen nicht als solchen, da sie an allen vier Seiten maximal 15 Meter misst) mussten wir ersteinmal die ganzen Hostel-Besitzer anschuetteln, die uns ihr Hostel als das Beste, Schoenste und natuerlich Billigste anpreisen mussten - sehr laestig. Wir hatten keine Lust uns ein Hostel aufschwatzen zu lassen. Stattdessen suchten wir uns eines aus meinem Reisefuehrer aus und zwar genau das eine, welches nicht mehr existiert! Nach einer kleinen Weile des Umherirrens (wenn man das bei dieser Groesse des Dorfes ueberhaupt so nennen kann) und der netten Unterstuetzung der "Información Turística", fanden wir dann aber ein Hostel, das all unsere Erwartungen uebertraf und das den Inbegriff der Entspanntheit und Ruhe austrahlte. Das "Hostal Bambu", offene Holzhuetten inmitten einer wunderschoenen Gruenanlage, Haengematten, bequeme Sofas, das Plaetschern des Rio Mindo im Hintergrund... Was will man mehr?
Da wir jedoch auch etwas von Mindo und dem Nebelwald sehen wollten, mussten wir uns nach einer kurzen Zeit der Entspannung und des Staunens wohl oder uebel aus den Haengematten schaelen und uns, Ausgestattet mit Schwimmzeug und Kamera, auf den Weg zu den Cascadas (Wasserfaellen) machen. Wir wanderten zwei Stunden durch die wunderschoene Natur und bestaunten den wild wachsenden Urwald, die riesigen Pflanzen, diverse Kolibris die ueber unseren Koepfen flatterten und freuten uns immer mehr auf das Schwimmen in den Wasserfaellen - das stetige bergauf wandern bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit war doch sehr anstrengend. Doch die letzten 30 Minuten waren das das absolute Highlight der Wanderung. Jetzt ueber Trampelpfade durch den Wald hinunter ins Tal. Hier wucherte noch mehr und in einer Art und Weise die einfach nur toll anzuschauen war. Noch dazu hatte sich irgendwer den Spass gemacht, ein Seil in den Baeumen, also eine Art Liane, aufzuhaengen, an der man sich durch den Urwald schwingen konnte - ich muss schon sagen, dass ich mich ein wenig wie Tarzan gefuehlt habe - es machte auf jeden Fall einen unglaublichen Spass!
Angekommen beim Wasserfall, bot sich uns ein weiteres Highlight - ein Naturschwimmbad! Genau das Richtige um sich auszutoben und es sich gut gehen zu lassen. Auch wenn das Wetter nicht wirklich mitspielte, tat das unserer guten Laune keinen Abbruch. Wir fuehlten uns wie kleine Kinder und rutschten immer wieder die Wasserrutsche hinunter und liessen uns aus 2 Metern Hoehe ins Wasser plumsen - genial!
Spaeter machten wir uns wieder auf den Weg zum Hostel. Dieser ging auf der anderen Seite des Tals bergauf zu einer Art Seilbahn - ein Metallkasten, gehalten von zwei Drahtseilen, der uns ueber den Urwald fliegend wieder auf die andere Seite brachte! Nach einem kurzen Moment des Herzstillstands und purer Panik, war es einfach nur genial und wir liessen uns laut lachend den Wind um die Ohren pusten!
Auch der naechste Tag stand dem in nichts nach. Wir machten uns auf zum gross angepriesenen "Canopy". Eine, aus 13 langen Seilrutschen bestehende Anlage, die es einem ermoeglicht, nur an einem Drahtseil gesichert, ueber den Urwald zu fliegen. Dieses Gefuehl laesst sich wirklich nur schwer beschreiben. Wie fuehlt man sich wenn man in mehreren hundert Metern Hoehe ueber den Urwald schwebt, mal langsam und mal richtig schnell? Befreiung, Gluecksgefuehle, unendlich viel Spass, Aufregung...
Das Beste war es allerdings als "Superman" mit ausgebreiteten Armen und auf dem Bauch regelrecht zu fliegen oder sogar kopfueber als "Mariposa" (Schmetterling) die sehr, sehr gruene Welt unter einem zu betrachten!

Viel zu schnell ging dieses wunder-, wunderschoene, entspannende und aufregende Wochenende vorbei. Doch leider mussten wir am Sonntag nachmittag wieder in den Bus steigen, der uns zurueck brachte nach Hause, wo unser Alltag und unsere Arbeit auf uns wartete.
Wir haben uns an dem Wochenende oft gefragt, wie es wohl waere zum Beispiel in Mindo zu leben. Abseits von der grossen Stadt, die einem so oft wirklich auch europaeisch vorkommt und in der sich ein viel schnelleres und hektischeres Leben abspielt als in einem kleinen Doerfchen - von Zeit zu Zeit waere ein bisschen Ruhe schon auch nicht schlecht. Aber alle drei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es doch besser ist, hier in Quito zu sein. Hier spielt sich einfach mehr Leben ab und vor allem hat man hier Handy-Empfang - hihi!

2 Kommentare:

  1. Liebe Julika,
    ! pura vida ! Muss ein irre Gefühl sein: Über dem Urwald aus dem Alltag fligen....Obwohl: Dein "Schmetterling" macht mir schon beim Zuschauen ein bisschen Schmetterlinge im Bauch.
    Ich wünsche dir noch ganz viel von solchen ungewöhnlichen, beeindruckenden und beglückenden Erlebnissen. Deine MAMA

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  2. Que bueno que estes conociendo muchos lugares exoticos y preciosos . Yo todavia no conosco Mindo , pero segun tus fotos es una obligacion hacer un paseo por alla . Muchos recuerdos Yolanda .

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